Taizé-Gebet in Rain mit Gedenken an Frére Roger

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Taizé-Gebet in Rain mit Gedenken an Frére Roger

Sammlung, Ruhe, Lieder, Kerzenlicht: Das Taizé-Gebet lädt ein, um in der Hektik des Alltags die Ausrichtung auf Gott nicht zu verlieren. In der ökumenischen Tradition der Gemeinschaft von Taizé und den von dort ausgehenden internationalen Jugendtreffen kommen auch in der Kirche Zur Verklärung Christi in Rain jeden letzten Freitag im Monat die Gläubigen zusammen. Dann wird mit Liedern, Texten, Gebeten und gemeinsamem Schweigen eine Stunde miteinander und mit Gott verbracht. Seit über 20 Jahren organisiert, dekoriert und gestaltet Klaus Wagenpfeil mit seinem Taizé-Team diese Gebetszeit in Rain. Das Taizé-Gebet am letzten Tag im August hatte ein ganz besonderes Gepräge: Es wurde an den 13. Todestag von Frére Roger Schutz, den Gründer der Communauté von Taizé erinnert. Neben Gebeten wurde dabei auch ein Augenzeugenbericht verlesen (aus dem Buch Frére Roger, Taizé – Gelebtes Vertrauen aus dem Herder Verlag, Autor Christian Feldmann)

„Taizé, am Abend des 16. August 2005. Alles ist wie immer. Die Brüder und zweieinhalbtausend vorwiegend junge Gäste aus aller Welt sind in der Versöhnungskirche zum täglichen Abendgebet versammelt. Warmes Kerzenlicht, ruhige Atmosphäre, getragene Gesänge. Da gellt plötzlich, mitten im Lied ‚Rendez grace au Seigneur – Danket dem Herrn‘ der Schrei einer Frau durch die Kirche. Irgendwo hinten in der Mitte, wo die Plätze der Brüder in die Reihen der Besucher übergehen und wo Frére Roger zu sitzen pflegt, gibt es einen Tumult. „Jemand wird gewaltsam an Händen und Füßen weggezerrt“, berichtet eine Augenzeugin. Jugendliche halten eine Person auf den Boden gedrückt. Gleichzeitig stehen einige Brüder um Frére Roger herum. Ein roter Fleck breitet sich auf seinem weißen Gewand aus. Panik droht auszubrechen. Ein geistesgegenwärtiger Bruder stimmt ein Lied an: Laudate omnes gentes, laudate Dominium – Lobt den Herrn, alle Völker. Frére Roger wird hinausgetragen. Was genau geschehen ist, hat kaum jemand mitbekommen: Eine Frau hat sich geduckt durch die Reihen der Gottesdienstbesucher geschlichen, hat sich dem neunzigjährigen Frére Roger genähert, als wolle sie seinen Segen erbitten. Dann packte sie ihn schreiend von hinten und stach ihn dreimal in Hals und Rücken. Später wird sie identifiziert; es handelt sich um eine sechsunddreißig Jahre alte Rumänin, die einmal Nonne werden wollte und seit Jahren wegen schizophrener Störungen in Behandlung ist. Sie habe den Prior vor einer Verschwörung von Freimaurern warnen wollen, sagt sie aus. Der Abendgottesdienst geht weiter. Zwischen den Liedern Stille, wie es üblich ist, unterbrochen vom Martinshorn eines Rettungswagens. Dann greift Frére Francois zu einem Mikrofon und spricht: Il est decedé, er ist gestorben. Stimmengewirr in der Kirche, man übersetzt einander die Schreckensnachricht, viele weinen, umarmen sich, Lieder werden angestimmt. Die Augenzeugin: „Wie Felsen im Sturm sitzen die Brüder. Ruhig, in sich gekehrt. Nie zuvor habe ich einen ähnlich starken Glauben gesehen“. Am nächsten Morgen wird beim Gottesdienst ein Gebet gesprochen, das von Frére Roger selbst stammen könnt: „Christus voll Erbarmen, du lässt uns in Gemeinschaft mit den Menschen sein, die uns vorausgegangen sind und die uns ganz nah bleiben können. Wir legen unseren Bruder Roger in deine Hände zurück. Schon schaut er das Unsichtbare. In seiner Folge bereitest du uns darauf vor, einen Strahl deiner Klarheit zu empfangen.“ Die Brüder bahren ihren toten Prior im Altarraum auf. Von seinem Gesicht geht ein großer Frieden aus, aber auch immer noch Nähe, freundliche Wärme. Noch im Tod scheint er zuhören zu wollen.“

TAIZÉ-GEBET

Taizé – Was ist das eigentlich?
Taizé ist ein kleiner Ort in Burgund in Frankreich mit nur 160 Einwohnern. Neben diesem kleinen Ort liegt das Gelände der Communauté de Taizé, der Gemeinschaft von Taizé. Die ökumenische Gemeinschaft besteht aus etwa 100 Brüdern aus über 25 Nationen und allen christlichen Konfessionen, die sich mit Ihrem JA für das ganze Leben in die Nachfolge Christi eingelassen haben. Gründer der Gemeinschaft war Frère Roger Schutz, der bis zu seinem Tod im Jahr 2005 auch Prior der Gemeinschaft war. Sein Nachfolger ist Frère Alois, der gebürtig aus Deutschland kommt.

Über allem steht die Stille
Eine Woche in Taizé besteht eigentlich aus drei Teilen: Beten, Bibel teilen und Arbeiten. Ein großer Punkt in Taizé, der über allem steht, ist die Stille. Diese wird vor allem in den drei Tagesgebeten neben den Gesängen ganz groß geschrieben. Neben dieser ist es zwar auch üblich, dass man eine Hälfte des Tages die Gemeinschaft durch Arbeiten, wie zum Beispiel Putzen, Aufräumen, Abspülen, Kochen, Kinder betreuen, im Chor singen, … unterstützt, aber gerade hier besteht dann die Möglichkeit, andere Menschen und vor allem auch andere Kulturen kennen zu lernen. Es hapert manchmal zwar etwas an der Verständigung, aber mit Händen und Füßen findet man dann schon zusammen und es entstehen erstaunliche und interessante Gespräche.

Bibel teilen
Was auch immer ein spannender Aspekt in Taizé ist, ist das Bibel teilen. Zuerst hält einer der Brüder eine Einführung zu einem Thema und danach findet man sich in meist mehrsprachigen Kleingruppen zusammen, um nochmals über dieses zu diskutieren. Hier ist es immer besonders interessant, die Einstellungen und Standpunkte anderer Nationen und Konfessionen zu hören und kennen zu lernen.
Trotz dieses durchgeplanten Tagesablaufs ist Stress in Taizé einem Fremdwort gleich.

Im Zentrum nichts als eine Kirche
Im Zentrum der Gemeinschaft steht nichts als eine Kirche. Es gibt keine Geschäfte, keine Bar, keine anderen Freizeitmöglichkeiten – nur eine Kirche. Dies ist ein großer Raum der Ruhe und des Gebetes. Hier lässt man sich gerne von der Stille und dem Flair der Gemeinschaft umfangen. Nach dem Abendgebet vor allem verweilt man oft noch längere Zeit und vergisst diese hierbei ab und an. Der frühere Prior Frère Roger brachte dies auf den Punkt:
„Nichts führt in innigere Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott als ein ruhiges gemeinsames Gebet, das seine höchste Entfaltung in lang anhaltenden Gesängen findet, die danach, wenn man wieder alleine ist, in der Stille des Herzens weiter klingen.“

Menschen jeder Kultur, jeder Religion und jeden Alters
Oft wird gesagt, Taizé sei nur etwas für junge Leute. Die Brüder wollten zwar gerade in ihrer Anfangszeit besonders die Jugendlichen zu großen Jugendtreffen zusammenholen und dadurch faszinieren; aber wenn man heute nach Taizé fährt, findet man dort Menschen jeder Kultur, jeder Religion und jeden Alters. Alle, die nach Taizé kommen, werden als Gäste der Brüder aufgenommen.

Mehr Infos unter: http://www.taize.fr/de

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