Gut in Frieden zu ruhen – besser in Frieden zu leben

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Gut in Frieden zu ruhen – besser in Frieden zu leben

„Es waren Menschen wie wir. Jeder von ihnen hatte einen Namen und eine ganz eigene Lebensgeschichte“ sagte Pfarrer Peter Häusler an diesem Wochenende an den Kriegerdenkmäler in Atting und Rain. Hier erinnerte er aufrund der Corona-Pandemie und der eingeschränkten Teilnehmerzahl mit ausgewählten Vertretern der Gemeinden und Krieger- und Soldatenkameradschaften an die Vermissten und Gefallenen der beiden Weltkriege. „Die Toten haben es verdient, dass wir ihrer gedenken und wir haben die Pflicht, uns darum zu bemühen, dass Vergleichbares nie wieder geschieht. Lassen wir uns ermutigen, uns niemals mit der scheinbaren Übermacht von Hass und Gewalt abzufinden. Unsere Toten wären sonst ganz umsonst gestorben“, betonte Pfarrer Peter Häusler. So sei der Volkstrauertag ein Tag, an dem besonders auch um jene Menschen getrauert wird, an deren Tod Menschen mitschuldig waren. „Aber gibt uns unsere eigene Vergangenheit nicht die Bestätigung dazu, dass sich Unrecht wieder zu Recht, Böses wieder zu Gutem, Krieg zu Frieden und Diktatur zur Demokratie und letztendlich Gefangenschaft zur Freiheit wenden?“ fragte er. Volkstrauertag – ein Tag des Erinnerns, des Mahnens und Überdenkens. Es ist gut in Frieden zu ruhen, aber es ist besser, in Frieden zu leben. „Gott des Lebens, viele Menschen sterben plötzlich und gewaltsam. Ihre letzten Augenblicke sind oft erfüllt von lähmender Angst und unsäglichen Schmerzen. Wir bitten dich für die Toten der Kriege, für alle Opfer der Gewalt, für die Opfer der Naturkatastrophen und der Unfälle: steh du ihnen bei und führe sie in das Land des Lichtes und des Friedens. Ergänze in deiner Liebe, was ihnen fehlt, damit sie dich schauen können von Angesicht zu Angesicht. Denn du bist ein Gott der Lebenden, nicht der Toten. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn“, so das abschließende Gebet des Priesters.

Bereits beim Gottesdienst hatte Pfarrer Peter Häusler daran erinnert, dass der Monat November mit den Festen Allerheiligen und Allerseelen und auch dem Volkstrauertag  ganz besonders vom Gedenken an unsere lieben Verstorbenen geprägt ist. Und so stelle man sich in diesen Tagen immer wieder Fragen, die sich mit der Endlichkeit unseres Lebens beschäftigen. „Was wird einmal von mir bleiben? Was habe ich aus meinem Leben gemacht?“ Auch die Frage: „Habe ich meine irdischen Tage auch dafür eingesetzt, das Gute zu tun und Frieden zu stiften, damit ich mir mit meinen Talenten, die Gott mir gegeben hat, einen bleibenden Schatz im Himmel erwerbe?“ beschäftige uns Menschen. Diese Fragen dürfen wir – zusammen mit unserer liebevollen Erinnerung an unsere lieben Verstorbenen -,  zu Jesus Christus bringen, der unsere Zeit in Händen hält.

In seiner Predigt blickte Pfarrer Peter Häusler auf das Evangelium (Matthäus 25, 14-30) vom Verwalter und seinen unterschiedlichen Dienern. „Wir haben im Evangelium gerade ein recht merkwürdiges Gleichnis Jesu gehört, das er damals seinen Zuhörern erzählt hat. Denn die Strafe für diesen einen Diener scheint doch maßlos übertrieben zu sein. Er wird hinausgeworfen in die äußerste Finsternis“ erinnerte der Prediger. „Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen.“ Die äußerste Finsternis ist doch nichts anderes als die ewige Verdammnis, der Ort ohne Gott, den wir auch „Hölle“ nennen. „Und wenn wir uns die Tat des Dieners anschauen, dann müssen wir sagen: Was hat er denn Böses getan?!“ fragte Pfarrer Peter Häusler und resümierte: Er hat eigentlich gar nichts getan und deswegen bekommt er eine solche Strafe?! Da kann uns ja angst und bange werden. Aber gerade so dürfen wir dieses Gleichnis Jesu nicht deuten und verstehen, das wäre falsch. Denn dann haben wir genau die gleiche Einstellung wie dieser dritte Diener. Gerade die Angst wird ihm ja zum Verhängnis. „Weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt.“ – sagt er zu seinem Herrn. „Die Angst hemmt uns in unserem Tun. Das will Gott nicht! Und deshalb kommt die Angst normalerweise vom Bösen. Der Teufel will uns Angst machen und uns dadurch lähmen“, so Pfarrer Häusler. Wir können das auch in der Tierwelt beobachten. Tiere erstarren manchmal aus Angst vor dem anderen Tier, das sie fressen will und können nicht mehr weglaufen. Beim Menschen gibt es das auch. Es kommt vor, dass jemand plötzlich vor Angst nicht einmal mehr schreien kann. Der Ton bleibt ihm in der Kehle stecken. Er kann nichts mehr tun oder er weiß vor Furcht und Schrecken nicht, was er als erstes tun soll. Diese Furcht müssen wir, – so gut es geht -, ablegen. Dabei ist das Vertrauen zu Gott, aber auch zu den Menschen, sehr wichtig. „Ich muss ein Grundvertrauen haben, sonst bin ich immer misstrauisch und kann mich auf nichts einlassen. Dieses Vertrauen muss auch in jeder Ehe, Familie und Freundschaft da sein, aber auch in einem Arbeitsverhältnis. Der Mensch wird mit diesem Vertrauen geboren. Wir alle haben diese Erfahrung schon als Baby gemacht: Wenn ich Hunger habe, gibt es Milch.Wenn ich schreie, krieg ich Zuwendung und Trost. Wenn ich lache, finden die Großen das bezaubernd und sind begeistert,“ erklärte der Prediger. Später im Leben macht der Mensch natürlich die Erfahrung, dass dieses Vertrauen oft durch Enttäuschungen verletzt wird, dass man auf die Nase fallen kann und dass man vorsichtig sein muss. „Aber ganz ohne Vertrauen kann man nicht leben“ betonte Pfarrer Peter Häusler. Und dieses Vertrauen hätte der eine Diener haben müssen. Er hätte das Talent nicht verstecken und eingraben dürfen, sondern hätte mit dem Talent arbeiten müssen. „Jeder von uns hat Talente bekommen. Wir sollen sie entdecken und fördern“ stellte der Prediger fest. Talent hat ja in diesem Gleichnis Jesu einen doppelten Sinn. Es hat nicht nur die Bedeutung eines Geldstückes. Ein römisches Silbertalent hatte übrigens damals den Wert von 27 kg Silber. Das wären heute ungefähr 18 000 Euro. Das Gleichnis bedeutet aber weniger, dass man mit seinem Geld gut wirtschaftet und viel dazu gewinnt. Da kann man ja wirklich große Verluste machen. Die Talente, die Jesus mit seinem Gleichnis anspricht, sind ganz einfach die Begabungen: die wir mitbekommen haben, die wir vielleicht vererbt bekommen haben, die in uns stecken, die oft vergraben sind und die entdeckt werden müssen. „Diese Talente, die in uns schlummern, dürfen nicht verkümmern, sondern sollen gefördert werden“ forderte Pfarrer Peter Häusler und stellte fest: „Diese Talente sollen wir verdoppeln und dann wird Gott auch zu uns sagen: „Du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn.“ Amen.

Kriegerdenkmal am Volkstrauertag 2020 in der Gemeinde Rain. (Fotos: Irmgard Hilmer) 

Kriegerdenkmal am Volkstrauertag 2020 in der Gemeinde Atting. (Fotos: Irmgard Hilmer)

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